Die Weil-Vermutungen sind berühmte Vermutungen, die 1949 von André Weil aufgestellt wurden und die Entwicklung der algebraischen Geometrie in den folgenden Jahrzehnten maßgeblich bestimmt haben, bis sie in den 1970er Jahren von Pierre Deligne bewiesen wurden. Der Beweis benutzt ganz entscheidend die von Grothendieck und seiner Schule entwickelte Sprache der Schemata und der étalen Kohomologie.

Die Vermutungen (nun eigentlich der Satz von Deligne, aber die alte Bezeichnung ist nach wie vor üblich) beschreiben in eleganter Weise eine verblüffende Regelmäßigkeit über die Anzahl von Lösungen eines polynomialen Gleichungssystems über endlichen Körpern $\mathbb F_q$, wobei $q$ die Potenzen einer Primzahl $p$ durchläuft. Einen Teil der Faszination macht die Tatsache aus, dass in der Beschreibung sogenannte Zeta-Funktionen auftreten, die analog zur Riemannschen Zeta-Funktion gebildet werden; der schwierigste Teil der Weil-Vermutungen besagt, dass für diese Funktionen das Analogon der Riemannschen Vermutung richtig ist.

Für algebraische Kurven liegt die Sache wesentlich einfacher als im allgemeinen Fall. In dieser Situation wurde die Vermutung bereits 1924 von Emil Artin aufgestellt und von Weil bewiesen. Diesen Satz und seinen Beweis nach Bombieri zu verstehen, ist das Thema des Seminars.

Vorkenntnisse: Gute Kenntnisse in Linearer Algebra 1, 2 und Algebra. Kenntnisse in Kommutativer Algebra sind nützlich, ebenso wie der parallele Besuch der Vorlesung Algebraische Geometrie

Leistungsnachweis: Es handelt sich um ein Bachelor-Seminar. Für einen erfolgreichen Vortrag erhalten Sie 6 ECTS-Punkte. An mehrere der Vorträge kann sich bei Interesse in natürlicher Weise eine Bachelor-Arbeit anschließen; dafür wäre es zwar nicht unabdingbar, aber nützlich, wenn Sie parallel etwas über Kommutative Algebra und Algebraische Geometrie lernen. Bitte sprechen Sie mich frühzeitig an, wenn Sie daran Interesse haben. Von den späteren Vorträgen sind einige auch als *Master-Seminar*-Vortrag geeignet.

Seminarprogramm: pdf

Termin: Dienstags, 14-16h, S-U-3.01, Beginn: 16.10.

Kontakt: Ulrich Görtz, ulrich.goertz@uni-due.de

Literatur

E. Bombieri, Counting points on curves over finite fields, Séminaire Bourbaki, Exposé no. 430 (1972/73).

W. Fulton, Algebraic Curves. An Introduction to Algebraic Geometry

U. Görtz, T. Wedhorn, Algebraic Geometry I. Schemes, Vieweg+Teubner, 2010.

S. H. Hansen, Rational Points on Curves over Finite Fields, Lect. Notes Ser., Aarhus Univ. Mat. Institute, 1995.

R. Hartshorne, Algebraic Geometry, Springer Graduate Texts in Mathematics 52, 1977.

D. Lorenzini, An invitation to Arithmetic Geometry, Grad. Studies in Math. 9, Amer. Math. Soc., 1996.

H. Stichenoth, Algebraic Function Fields and Codes, Springer Graduate Texts in Math. 254, 2nd ed., 2009.

Vorträge

0 16.10. Einführung Ulrich Görtz
1 23.10. Diskrete Bewertungsringe 1 Ulrich Görtz
2 30.10. Diskrete Bewertungsringe 2 Felix Gora
3 6.11. Affine Varietäten Ergänzung Ulrich Görtz
4 13.11. Projektive Varietäten Tristan Kurz
5 20.11. Algebraische Kurven Felix Gora
6 27.11. Ebene Kurven Ulrich Görtz
7 4.12. Divisoren Mike Farniok
8 11.12. Die Zeta-Funktion einer Kurve Alexander Graf
9 18.12. Lineare Äquivalenz Gregor Kremers
10 8.1. Der Satz von Riemann-Roch Michael Ingelski
11 15.1. Rationalität der Zeta-Funktion und Funktionalgleichung Felix Gora
12 22.1. Der Satz von Bombieri Ahmed Elashry
13 29.1. Der Beweis der Riemannschen Vermutung für Zeta-Funktionen von Kurven Ulrich Görtz